Eigenhandel

Definition und Bedeutung des Eigenhandels

Der Eigenhandel, auch bekannt als Proprietary Trading, bezeichnet die Handelsaktivitäten von Banken, Finanzinstituten oder anderen Unternehmen, die mit eigenem Kapital und auf eigenes Risiko durchgeführt werden. Im Gegensatz zum Kundengeschäft, bei dem die Institute als Vermittler zwischen Käufern und Verkäufern agieren, zielt der Eigenhandel darauf ab, unmittelbare Gewinne aus Marktschwankungen zu erzielen.

Der Eigenhandel kann verschiedene Formen annehmen, einschließlich des Handels mit Aktien, Anleihen, Währungen, Rohstoffen, Derivaten und anderen Finanzinstrumenten. Die Entscheidungen über die zu handelnden Vermögenswerte und die zu verwendenden Strategien werden in der Regel von spezialisierten Händlern oder Handelsteams getroffen, die über umfangreiche Kenntnisse und Erfahrungen in ihren jeweiligen Märkten verfügen.

Arten des Eigenhandels und Beispiele

Es gibt verschiedene Arten des Eigenhandels, die sich in ihrer Komplexität und ihrem Risikoprofil unterscheiden. Einige der gängigsten Formen sind:

1. Market Making: Hierbei handelt es sich um eine Form des Eigenhandels, bei der das Institut ständig An- und Verkaufspreise für bestimmte Finanzinstrumente stellt, um einen flüssigen Markt zu gewährleisten. Ein Beispiel für Market Making könnte eine Bank sein, die ständig An- und Verkaufspreise für eine bestimmte Aktie stellt, um sicherzustellen, dass andere Marktteilnehmer jederzeit handeln können.

2. Arbitrage: Dies ist eine risikoarme Form des Eigenhandels, bei der das Institut Preisunterschiede zwischen verschiedenen Märkten oder Instrumenten ausnutzt. Ein Beispiel für Arbitrage könnte ein Händler sein, der eine Aktie an einer Börse kauft, wo sie günstiger ist, und sie gleichzeitig an einer anderen Börse verkauft, wo sie teurer ist, um einen risikofreien Gewinn zu erzielen.

3. Spekulation: Dies ist eine risikoreichere Form des Eigenhandels, bei der das Institut auf zukünftige Preisbewegungen spekuliert. Ein Beispiel für Spekulation könnte ein Händler sein, der eine große Menge einer bestimmten Währung kauft, in der Erwartung, dass ihr Wert steigen wird.

Risiken und Regulierung des Eigenhandels

Obwohl der Eigenhandel das Potenzial für hohe Gewinne bietet, birgt er auch erhebliche Risiken. Diese können von Marktrisiken, wie unerwarteten Preisbewegungen, bis hin zu operationellen Risiken, wie Fehlern oder Ausfällen in Handelssystemen, reichen. Darüber hinaus kann der Eigenhandel zu Interessenkonflikten führen, wenn das Institut gleichzeitig für Kunden handelt.

Aufgrund dieser Risiken und potenziellen Interessenkonflikte ist der Eigenhandel in vielen Ländern streng reguliert. In der Europäischen Union beispielsweise wurden mit der Einführung der Richtlinie über Märkte für Finanzinstrumente II (MiFID II) strengere Regeln für den Eigenhandel eingeführt. Diese verlangen unter anderem, dass Institute, die Eigenhandel betreiben, über ausreichendes Eigenkapital verfügen und geeignete Risikomanagementsysteme einrichten.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass der Eigenhandel eine wichtige Rolle im modernen Finanzsystem spielt, sowohl als Quelle für Liquidität und Preisfindung als auch als potenzielle Quelle für Risiken und Interessenkonflikte. Daher ist es wichtig, dass sowohl Marktteilnehmer als auch Regulierungsbehörden ein tiefes Verständnis für die Dynamik und die Auswirkungen des Eigenhandels haben.