Libor

Definition und Bedeutung des Libor

Der Libor, eine Abkürzung für „London Interbank Offered Rate“, ist ein Referenzzinssatz, der täglich von der Intercontinental Exchange (ICE) Benchmark Administration in London veröffentlicht wird. Er dient als globaler Benchmark für kurzfristige Zinssätze, zu denen Banken bereit sind, sich untereinander unbesicherte Kredite in verschiedenen Währungen und über verschiedene Laufzeiten zu gewähren. Der Libor wird in fünf Währungen berechnet: US-Dollar, Euro, britische Pfund, japanische Yen und Schweizer Franken, und für sieben Laufzeiten: Übernacht, eine Woche, und 1, 2, 3, 6 und 12 Monate.

Der Libor ist ein wichtiger Indikator für die Gesundheit des Finanzsystems und die allgemeinen Marktbedingungen. Er wird als Basiszinssatz für viele Finanzprodukte und -verträge verwendet, darunter Hypotheken, Studentendarlehen, Kreditkarten, Anleihen und Derivate.

Wie wird der Libor berechnet?

Die Berechnung des Libor basiert auf den Einreichungen einer Auswahl von Banken. Jeden Arbeitstag fragt die ICE Benchmark Administration die Banken, zu welchem Zinssatz sie glauben, dass sie sich gegenseitig Kredite gewähren könnten. Die höchsten und niedrigsten 25% der Einreichungen werden verworfen, und der Durchschnitt der verbleibenden Einreichungen wird als Libor für den Tag festgelegt.

Es ist wichtig zu beachten, dass der Libor nicht auf tatsächlichen Transaktionen basiert, sondern auf den Einschätzungen der Banken. Dies hat in der Vergangenheit zu Manipulationen und Skandalen geführt, da einige Banken ihre Einreichungen künstlich niedrig gehalten haben, um den Anschein zu erwecken, dass sie gesünder waren, als sie tatsächlich waren.

Beispiele für die Anwendung des Libor

Der Libor hat eine breite Anwendung im Finanzsektor. Hier sind einige Beispiele:

1. Verbraucherkredite: Viele variable Hypothekenzinsen und Kreditkartenzinsen sind an den Libor gebunden. Wenn der Libor steigt, steigen auch die Zinsen für diese Kredite, was die monatlichen Zahlungen für die Verbraucher erhöht.

2. Unternehmenskredite: Viele Unternehmenskredite, insbesondere syndizierte Kredite und revolvierende Kreditlinien, sind an den Libor gebunden. Wenn der Libor steigt, erhöht sich die Zinsbelastung für Unternehmen, was ihre Gewinne schmälern kann.

3. Derivate: Der Libor ist der Referenzzinssatz für viele Derivate, einschließlich Zinsswaps, Forward Rate Agreements und Zinsoptionen. Änderungen im Libor können erhebliche Auswirkungen auf die Bewertung dieser Derivate haben.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass der Libor trotz seiner Mängel ein zentraler Bestandteil des globalen Finanzsystems ist. Seine Rolle als Benchmark für eine Vielzahl von Finanzprodukten und -verträgen macht ihn zu einem wichtigen Indikator für die Gesundheit des Finanzsystems und die allgemeinen Marktbedingungen.