Definition und Hintergrund von OGAW
OGAW steht für „Organismen für gemeinsame Anlagen in Wertpapieren“. Es handelt sich dabei um eine Bezeichnung aus dem europäischen Recht, die in Deutschland und Österreich unter dem Begriff „Investmentfonds“ bekannt ist. Der Begriff OGAW stammt aus der französischen Übersetzung der englischen Bezeichnung „UCITS“ (Undertakings for Collective Investment in Transferable Securities).
OGAW sind Investmentfonds, die in der Europäischen Union (EU) aufgelegt und verwaltet werden. Sie unterliegen den Regelungen der OGAW-Richtlinie, die erstmals 1985 verabschiedet und seitdem mehrfach überarbeitet wurde. Die aktuell gültige Fassung ist die OGAW-V-Richtlinie aus dem Jahr 2014. Ziel der Richtlinie ist es, einen einheitlichen Binnenmarkt für Investmentfonds zu schaffen und dabei einen hohen Anlegerschutz zu gewährleisten.
Arten von OGAW und ihre Besonderheiten
OGAW können als offene oder geschlossene Fonds konzipiert sein. Offene Fonds sind dabei die weitaus häufigere Form. Sie erlauben es Anlegern, jederzeit Anteile zu kaufen oder zu verkaufen. Der Preis der Anteile wird dabei täglich neu berechnet und basiert auf dem Nettoinventarwert des Fonds. Geschlossene Fonds hingegen legen eine feste Anzahl von Anteilen auf, die nur während einer bestimmten Zeitspanne gekauft werden können.
OGAW investieren in eine Vielzahl von Wertpapieren, darunter Aktien, Anleihen und Geldmarktinstrumente. Sie können dabei unterschiedliche Anlagestrategien verfolgen, von konservativen Strategien mit Fokus auf sichere Anleihen bis hin zu aggressiven Strategien mit hohem Aktienanteil.
Eine Besonderheit von OGAW ist ihre grenzüberschreitende Vertriebsmöglichkeit. Ein in einem EU-Mitgliedsstaat zugelassener OGAW kann seine Anteile in allen anderen Mitgliedsstaaten vertreiben, ohne dass eine zusätzliche Zulassung erforderlich ist. Dies wird als „OGAW-Pass“ bezeichnet.
Beispiele und Anwendung von OGAW im Börsenhandel
OGAW spielen eine wichtige Rolle im Börsenhandel und für private Anleger. Sie ermöglichen es Anlegern, mit relativ geringem Kapitaleinsatz in eine breite Palette von Wertpapieren zu investieren und so ihr Risiko zu diversifizieren. Gleichzeitig bieten sie eine hohe Liquidität, da die Anteile jederzeit verkauft werden können.
Ein Beispiel für einen OGAW ist ein globaler Aktienfonds, der in Unternehmen aus verschiedenen Ländern und Branchen investiert. Ein solcher Fonds könnte beispielsweise 50% seines Vermögens in europäische, 30% in amerikanische und 20% in asiatische Aktien investieren. Durch diese breite Streuung kann der Fonds das Risiko einzelner schlecht laufender Aktien oder Märkte reduzieren.
Ein weiteres Beispiel ist ein Rentenfonds, der in Anleihen investiert. Dieser könnte beispielsweise in Staatsanleihen aus verschiedenen Ländern sowie in Unternehmensanleihen investieren. Durch die Kombination von Anleihen mit unterschiedlichen Laufzeiten und Bonitäten kann der Fonds ein stabiles Ertragsniveau bei gleichzeitig moderatem Risiko erreichen.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass OGAW eine wichtige Rolle im Börsenhandel und für private Anleger spielen. Sie ermöglichen eine breite Risikostreuung, bieten eine hohe Liquidität und erlauben es Anlegern, mit geringem Kapitaleinsatz in eine Vielzahl von Wertpapieren zu investieren.