Definition und Merkmale des Freiverkehrs
Der Freiverkehr, auch als „Open Market“ bezeichnet, ist ein Segment des Börsenhandels, das weniger reguliert ist als der regulierte Markt, auch bekannt als „Prime Standard“. Im Freiverkehr können sowohl Aktien als auch andere Wertpapiere wie Anleihen, Genussscheine oder Zertifikate gehandelt werden. Der Freiverkehr ist in Deutschland an der Frankfurter Wertpapierbörse und an den regionalen Börsenplätzen etabliert.
Im Gegensatz zum regulierten Markt sind die Zulassungsvoraussetzungen im Freiverkehr weniger streng. So sind beispielsweise die Anforderungen an die Publizität, also die Veröffentlichung von Unternehmensinformationen, weniger umfangreich. Auch die Mindestanforderungen an das Grundkapital sind geringer. Dies macht den Freiverkehr insbesondere für kleinere und mittlere Unternehmen attraktiv, die den Zugang zum Kapitalmarkt suchen.
Chancen und Risiken des Freiverkehrs
Der Freiverkehr bietet sowohl Chancen als auch Risiken. Auf der Chancenseite steht die Möglichkeit für Unternehmen, sich über den Börsengang Finanzmittel zu beschaffen, ohne die strengen Anforderungen des regulierten Marktes erfüllen zu müssen. Dies kann insbesondere für Wachstumsunternehmen oder Start-ups interessant sein, die auf der Suche nach Kapital sind.
Auf der Risikoseite steht die geringere Transparenz im Freiverkehr. Da die Publizitätspflichten weniger streng sind, haben Anleger weniger Informationen zur Verfügung, um die wirtschaftliche Lage des Unternehmens zu beurteilen. Dies kann zu Fehleinschätzungen und damit zu Verlusten führen. Zudem ist der Freiverkehr oft weniger liquide als der regulierte Markt, was bedeutet, dass es schwieriger sein kann, Wertpapiere zu verkaufen.
Beispiele für den Freiverkehr
Ein bekanntes Beispiel für den Freiverkehr ist der „Entry Standard“, der bis 2017 an der Frankfurter Wertpapierbörse existierte. Dieser Marktsegment richtete sich insbesondere an kleinere und mittlere Unternehmen. Seit 2017 wurde der Entry Standard durch das Segment „Scale“ ersetzt, das ähnliche Ziele verfolgt, aber zusätzliche Transparenzanforderungen stellt.
Ein weiteres Beispiel ist der „OTC Market“ in den USA. OTC steht für „Over The Counter“ und bezeichnet den außerbörslichen Handel. Im OTC Market werden Wertpapiere gehandelt, die nicht an einer regulierten Börse gelistet sind. Auch hier sind die Anforderungen an die Unternehmen weniger streng, was Chancen, aber auch Risiken birgt.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass der Freiverkehr ein wichtiger Teil des Börsenhandels ist, der Unternehmen den Zugang zum Kapitalmarkt erleichtert. Gleichzeitig birgt er aber auch Risiken, die Anleger kennen und einschätzen sollten.