Implizierte Volatilität

Definition der Implizierten Volatilität

Die implizierte Volatilität, auch bekannt als IV, ist ein Konzept aus der Finanzmathematik und dem Börsenhandel, das die erwartete Schwankungsbreite eines Wertpapiers in der Zukunft angibt. Sie wird oft als Maß für das Risiko eines Wertpapiers angesehen und ist ein wichtiger Bestandteil bei der Preisbildung von Optionen. Die implizierte Volatilität wird aus den Marktpreisen von Optionen abgeleitet und ist daher implizit, d.h. sie ist nicht direkt beobachtbar, sondern muss berechnet werden.

Berechnung und Interpretation der Implizierten Volatilität

Die Berechnung der implizierten Volatilität erfolgt in der Regel mit Hilfe von Optionspreismodellen wie dem Black-Scholes-Modell. Dabei wird der aktuelle Marktpreis einer Option als gegeben angenommen und die Volatilität so berechnet, dass der theoretische Preis des Modells mit dem Marktpreis übereinstimmt.

Die implizierte Volatilität ist ein Maß für die erwartete Schwankungsbreite des zugrunde liegenden Wertpapiers. Eine hohe implizierte Volatilität deutet auf eine hohe erwartete Schwankungsbreite und damit auf ein hohes Risiko hin. Eine niedrige implizierte Volatilität hingegen deutet auf eine geringe erwartete Schwankungsbreite und damit auf ein niedriges Risiko hin.

Es ist wichtig zu beachten, dass die implizierte Volatilität keine Aussage über die Richtung der erwarteten Preisbewegung trifft. Sie gibt lediglich die erwartete Schwankungsbreite an. Daher kann eine hohe implizierte Volatilität sowohl bei steigenden als auch bei fallenden Preisen auftreten.

Beispiel für die Anwendung der Implizierten Volatilität

Angenommen, ein Investor betrachtet eine Option auf eine Aktie, die derzeit zu einem Preis von 100 Euro gehandelt wird. Die Option hat eine Laufzeit von einem Jahr und einen Ausübungspreis von 100 Euro. Der Marktpreis der Option beträgt 10 Euro.

Der Investor könnte nun ein Optionspreismodell wie das Black-Scholes-Modell verwenden, um die implizierte Volatilität zu berechnen. Angenommen, das Modell ergibt eine implizierte Volatilität von 20%. Dies bedeutet, dass der Markt erwartet, dass die Aktie in einem Jahr mit einer Wahrscheinlichkeit von etwa 68% (entsprechend einer Standardabweichung) zwischen 80 Euro (100 Euro minus 20%) und 120 Euro (100 Euro plus 20%) gehandelt wird.

Der Investor könnte diese Information nun nutzen, um seine Handelsentscheidungen zu treffen. Wenn er beispielsweise glaubt, dass die tatsächliche Volatilität der Aktie in der Zukunft niedriger sein wird als die implizierte Volatilität, könnte er die Option als überteuert ansehen und einen Verkauf in Betracht ziehen. Wenn er hingegen glaubt, dass die tatsächliche Volatilität höher sein wird, könnte er die Option als unterbewertet ansehen und einen Kauf in Betracht ziehen.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die implizierte Volatilität ein wichtiges Werkzeug für Investoren ist, um die Preisbildung von Optionen zu verstehen und Handelsentscheidungen zu treffen. Sie bietet eine Einschätzung des erwarteten Risikos eines Wertpapiers und kann dazu beitragen, mögliche Fehlbewertungen zu identifizieren.